Ostseebad Binz

Das Ostseebad Binz entstand erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zuvor war der Ort, der bereits 1318 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ein kleines Dorf, in dem vorwiegend Kleinbauern ansässig waren, die auch vom Fischfang lebten.

Im Zuge der Ausbreitung der adeligen Herrschaft fielen die Binzer Ländereien in den Besitz des Fürsten zu Putbus. Seine Gäste waren auch die ersten Badegäste in Binz.

Erst um 1870 kommt Binz als Badeort in Mode. Der Reiseführer „Baedecker empfiehlt den Binzer Badestrand als „den schönsten von Rügen“. Von nun an entstanden die ersten Logierhäuser und ab 1883 in Strandnähe das „Hotel Potenberg“ (heute steht dort das „Grand Hotel“) als erstes seiner Art mit Erd- und Obergeschoss und einer Gastronomie. Wenig später wurde Binz zum offiziellen Seebad.

Immer neue Bauten entstanden nun für den Fremdenverkehr, wie das erste Kurhaus, die Seebrücke, die Kleinbahnstrecke von Putbus nach Binz sowie die vielen noch erhaltenen Villen an der Strandpromenade, die mit ihrer Bäderarchitektur noch heute den Reiz des Ortes ausmachen.

Auch die „Villa Sturmvogel“ (früher „Haus Möwe“ genannt) entstand zu dieser Zeit. Die „Pensionsgäste“ kamen vorwiegend in den Monaten Juli und August. Aus den großen Städten fuhr man in die „Sommerfrische“ ans Meer. Das Badeleben spielte sich streng getrennt nach Geschlecht neben den sog. Badekarren ab, den Vorläufern der späteren Strandkörbe.

Im heutigen „Haus des Gastes“ entstand ein Warmwasserbad, in dem auch“wohlerzogene Damen, allein reisend, sehr willkommen“ waren. Mittels einer 600 m landen Leitung wurde Ostseewasser in die 17 Badekabinen gepumpt und das anfallende Salz danach zurück ins Meer gekippt.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Doch noch heute profitiert das Ostseebad Binz vor allem von den architektonischen Zeugnissen der sog. Bäderarchitektur“ seiner Gründerzeit. Ohne die „Perlenkette“ der alten Villen an der Strandpromenade wäre Binz nicht vorstellbar.

Es bleibt zu hoffen, dass das Bewusstsein über die Bedeutung dieses kulturellen Erbes bewirkt, dass es nicht von der derzeitige „Bauwut“ in Binz auch noch hinweggerafft wird.

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